10 Jahre Krötenrettung am Scharmühlgraben

In diesem Frühjahr kein Krötenzaun - nur Beobachtung

Die Wiesen rechts und links an der Kreisstraße K 247 südlich von Rendel in Richtung Gronau sind ein wichtiger Lebensraum für Amphibien wie z. B. Kröten und Frösche. Das Gebiet wurde Ende des 20. Jahrhunderts im Bereich der Nidder und der Einmündung des Scharmühlgrabens teilweise renaturiert und durch Anlegen eines Teiches etwas östlich abgelegen von der Kreisstraße ökologisch aufgewertet. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Bereits ein Jahr später nistete ein Storchenpaar auf einem künstlich aufgestellten Storchenhorst. Der letzte Storch hatte Gronau in den 1950er Jahren verlassen, nachdem die Nidda begradigt worden war. Auch die Amphibien nutzten den neu angelegten Teich als Laichgewässer.

Übersichtskarte (Foto: Google Earth)
Das Gebiet zwischen Rendel und Gronau in der Übersicht (Foto: Google Earth)

Etwa 10 Jahre später wurden die Wiesen südlich von Rendel zu einem Problem für die Amphibien, weil sie während der Laichzeit beim Überqueren der Kreisstraße massenweise überfahren wurden.

Im Bild ist die Lage des Schutzzauns südlich von der Scharmühle in einer Google Earth-Aufnahme wiedergegeben. Der Zaun (rote Linie an der Kreisstraße) hat eine Länge bis zu etwa 700 m.

Krötenrettergruppe (Foto: Katrin Lind)
Krötenrettergruppe im NABU Karben (Foto: Katrin Lind)

Anfang 2013 beschließt der NABU Karben, einen Amphibienschutzzaun westlich der Kreisstraße zu errichten. Katrin Lind, Mitglied im NABU Karben, organisierte Planung, Beschaffung und Aufbau des Schutzzauns. Sie stellte eine Gruppe von Naturfreunden zusammen, welche die Kröten und Frösche zweimal täglich am Schutzzaun einsammelten und über die Straße in die Laichgewässer trugen und dort aussetzten.

Der Kröteneimer (Foto: Kathy Büscher)
Eimer mit Kröten (Foto: Kathy Büscher)

Die Amphibien wandern aus ihrem Lebensraum westlich der Straße in Richtung der Laichgewässer östlich der Straße, werden am Zaun aufgehalten, laufen an diesem entlang bis sie in die Auffangeimer fallen, die im Abstand von etwa 20 m eingegraben wurden. Von den „Krötenrettern“ werden sie aus den Eimern gesammelt und in die Laichgewässer getragen.
Bis 2017 war Katrin Lind die Krötenschutzbeauftragte des NABU Karben. Sie wurde von Torben Gelbert abgelöst, der das Amt bis 2020 betreute. Ihm folgte Hans Hansen, der bis Mitte 2022 für den Krötenschutz verantwortlich war.

Von 2013 bis 2022, also 10 Jahre lang, wurde der Amphibienschutz südlich von Rendel durch den NABU Karben durchgeführt. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Daten und Ergebnisse dieser umfangreichen Arbeit zusammengestellt:

Zeitraum Zaunlänge Kröten Fösche Amphien
15.03.-02.04.2013 250 m 400 50 450
26.02.-24.03.2014 450 m 755 240 995
04.03.-12.04.2015 600 m 910 143 1053
13.03.-02.04.2016 700 m 618 3 621
04.03-08.04.2017 700 m 526 51 577
17.02-07.04.2018 700 m 1187 266 1453
02.03-06.04.2019 700 m 488 15 503
29.02-13.03.2020 600 m 214 16 230
06.03-24.04.2021 600 m 127 8 135
19.02-07.04.2022 550 m 55 10 65

Aus der Tabelle kann man ersehen, dass vom Jahr 2019 an die Amphibienzahlen deutlich zurückgehen. Jahr für Jahr nahm die Zahl der gesammelten Exemplare um ca. 50 % ab. Das Ergebnis im Jahr 2022 war mit 55 Kröten und 10 Fröschen ernüchternd.
Wegen des starken Rückgangs der Amphibienzahlen hat sich der NABU Karben entschlossen, in diesem Jahr 2023 den Schutzzaun nicht aufzubauen. Die Entwicklung der Krötenpopulation in unserem Raum muss sorgfältig beobachtet werden.

Die Krötenpaarung (Foto: Hubertus Schwarzentraub / NABU)
Kröten bei der Paarung: Das wesentlich kleinere Männchen klammert sich am Weibchen fest. (Foto: Hubertus Schwarzentraub / NABU)

Der NABU Karben bedankt sich noch einmal sehr herzlich für den Einsatz der vielen Helfer aus der Umgebung von Karben, die in den 10 Jahren Amphibienschutz mitgeholfen haben, diese interessante Tiergattung zu erhalten. Wir hoffen sehr darauf, dass sich die Amphibienpopulation wieder erholen wird.

(Text: Hans Hansen)