Gleich zwei Hauseigentümer in Karben Rendel wurden dem NABU Karben als Anwärter für die Auszeichnung ˋSchwalben-freundliches Hausˋ angezeigt.
Barbara Köster hatte die Idee, vier Doppel-Schwalbennistkästen an ihrem Haus anbringen zu lassen. Diese Aktion hat mehrere Mehlschwalbenpaare gleich im ersten Jahr dazu gebracht, das
überraschende Wohnungsangebot anzunehmen. In diesem zweiten Jahr haben sechs Brutpaare am Kösterhaus gebrütet, zwei sogar ein 2. Mal. Barbara Köster ist ganz begeistert von den neuen Untermietern
und freut sich, wenn die Schwalben dicht über ihren Kopf hinweg sausen, wenn sie selber auf dem Balkon ausruht und beobachtet, wie die Schwalben ihre Jungen füttern. "Hoffentlich reichen
die Insekten aus, um die Jungen satt zu bekommen!" meinte die besorgte Hausmutter.
Nur wenige Schritte weiter vom Kösterschen Haus wohnt die Familie Erika Fratzer und Manfred Burmeister.
Erika Frazer erzählte von ihrem Anwesen, dass ihre Eltern viele Jahre Schweine gehalten hätten und immer seien Rauchschwalben im Schweinestall gewesen. Sie sei also praktisch mit den Schwalben groß geworden. Nun seien es Mehlschwalben, weil sie keine Schweine mehr hätten. Jürgen Becker vom NABU Karben wunderte sich, als er die vier Nester unter dem Dachüberstand zur Straßenseite gesehen hatte. Denn zwischen den Dachsparren waren Bretter eingelassen, die sich nicht für das Anheften von Naturnestern eignen. Das Rätsel klärte sich schnell auf: ein Elektromonteur hatte eine Elektroleitung mit Witterungsschutz direkt an der Wand von Sparren zu Sparren verlegt, sodass die Schwalben, pfiffig wie sie sind, ihre Nester auf die Elektroleitung als Stütze gebaut haben.
So konnten beide Familien die Urkunden und eine Plakette entgegennehmen, für ihre Bereitschaft, Schwalben willkommen zu heißen. Denn viele Hausbesitzer dulden die Mehlschwalben nicht unter ihrem Dach, weil sie "Dreck" machen. Aber sie vergessen, dass die Schwalben ein Teil der Natur sind und sogar helfen, viele lästige Mücken und Fliegen wegzufangen und als "Glücksvögel" den Bewohnern Glück bringen können.
Wenn man auf dem Hof des Landwirts
Günther Veith in Burggräfenrode kommt,
dann umschwirren den Besucher etliche Rauchschwalben, die eifrig nach Fliegen, Mücken oder kleinen Käfern jagen. Sie
müssen zwei bis vier hungrige junge
Schwalben füttern, die ihren Schnabel weit
aufsperren. Günther Veith: "die Schwalben
sind schon bei ihrer dritten Brut in diesem
Jahr!" Wenn man bedenkt, welche Mengen
an Insekten notwendig sind, bis eine Jungschwalbe flügge geworden ist, dann
kann man nur staunen über den Fleiß und
den Arbeitsaufwand dieser schnellen
Jäger.
Solange Veith denken kann, sind Schwalben auf diesem Hof, mindestens aber 60 Jahre lang. Heute konzentriert sich Veith auf das Mästen von Schweinen, bis sie schlachtreif sind. Wichtiger Futterbestandteil sind Kartoffeln, die im eigenen Betrieb angebaut werden. Durch die Trockenheit wird die Kartoffelernte wesentlich geringer ausfallen als vor einem Jahr, weil viele Kartoffeln klein bleiben werden.
Die Rauchschwalben nisten praktisch in
jedem Schweinestall, manchmal sind es
bis zu 5 Nester. Veith schätzt deren Zahl
auf insgesamt mindestens 30 bis 35
Nester. So schön die vielen Schwalben
auch sind, deren Zwitschern und deren eleganten Flüge um Haus und Hof, die Schwalben machen aber auch Dreck. Da
muss man schon großzügig sein, um
auch das mit hinzunehmen. Der NABU
Karben hat sich bei dem Ehepaar Veith
für diese Bereitschaft mit einem Präsent
sehr herzlich bedanktund ihren Hof als
sehr schwalbenfreundlich bezeichnet.
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Die Mehlschwalbe, ursprünglich ein Felsbewohnern, ist seit Jahrtausenden ein treuer Begleiter menschlicher Siedlungen. Sie nistet außerhalb von Häusern und anderen Bauwerken an vor Regen geschützten Plätzen meist an senkrechten Wänden unter Dachvorsprüngen. Früher war sie häufig und ihre selbstgebauten, langlebigen Lehmnester an vielen Stellen zu finden. Heutzutage hat ihr Bestand stark abgenommen. Immer noch gibt es aber zahlreiche Häuser, wo diese Schwalbenart nistet und viele Hausbesitzer haben sogar mit künstlichen Nestern diese hübsche und nützliche Vogelart an ihr Haus gelockt und freuen sich jedes Jahr darüber, wenn dieser Sommerbote bei ihnen brütet.
Der NABU will nun wissen, wie viele dieser Schwalben in Karben noch nisten und bittet dazu die Bevölkerung um Mithilfe: Wer diese Schwalbe als Brutvogel bei sich zuhause hat aber auch wer weiß, wo sie nistet, soll dies bitte an unten stehende Adresse mitteilen. Folgende Angaben werden erbeten: Straße und Hausnummer sowie die Anzahl der besetzten Nester in den letzten 2-3 Jahren. Es wäre toll, wenn möglichst viele Meldungen eingingen, um einen kompletten Überblick zu erhalten. Das Ergebnis wird dann im Frühjahr veröffentlicht.
Postadresse: NABU Karben, Gartenstr. 22, 61184 Karben (Klein-Karben)
e-mail: nabu-karben@gmx.de oder prinzinger@bio.uni-frankfurt.de
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Große Aufregung herrschte unter zahlreichen Mehlschwalben, als die schwere
Feuerwehrleiter der Stadt Karben ausgefahren wurde und schließlich ganz nahe an ihre Nester im fünften Stock des hohen Hauses kam, wo sie bisher ungestört brüteten und
ihre Jungen hochzogen.
Eine große Schar der schnellen Insektenjäger umschwirrte längere Zeit das Dach und
verschwand schließlich, weil sich der „Feind“ nicht vertreiben ließ.
Immer wieder tauchten kleinere Schwalbentrupps auf, um nach ihrer zweiten Brut zu sehen und diese zu füttern. Sie trauten sich aber nicht an die Nester heran.
Das Haus gehört der Islamischen Kultur Stiftung Bab-i Reyhan. Der NABU-Karben hatte das große Schwalbenvorkommen entdeckt und nahm Kontakt zum zweiten Vorsitzenden Herrn Ilyas Lsik auf. Herr Lsik wurde die Bedeutung dieses in unserer Region einmaligen Schwalbenvorkommens mit fast 40 Nestern hingewiesen und dass diese Tiere als Glücksbringer gelten. Herr Lsik betonte die Probleme der Mieter mit dem Kot der Tiere. Wegen der großen Höhe des Gebäudes könne die Stiftung Kotbretter nicht in Eigenarbeit anbringen. Der NABU bat deshalb den Bürgermeister der Stadt Karben, Herrn Guido Rahn, um Hilfe. Diese wurde nach Klärung einiger Fragen großzügig gewährt.
Mitarbeiter der Stadt brachten nun – trotz einiger technischer Probleme – die Kotbretter an, so dass Schwalben und Menschen in Zukunft in guter Nachbarschaft mit einander auskommen können.
Die Mehlschwalben ernähren sich hauptsächlich von Fliegen, Mücken und Blattläusen
und werden deshalb von den meisten Menschen
sehr geschätzt. Die Mehlschwalben
gehören, wie die anderen Schwalbenarten, zur
Kategorie der besonders geschützten
Arten, deren Nester nach dem Bundesnaturschutz-
gesetz nicht zerstört werden dürfen
(Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (BNatSchG) § 44, Abs. 1, Nr. 3).
Interessant ist, dass nur 100m Luftlinie entfernt vom Haus der Kulturstiftung, an einem ähnlich hohen Haus, das der Familie Bradler gehört, ebenfalls eine Mehlschwalben-Kolonie mit 24 Nestern entstanden ist und weiter expandiert:
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Seit 20 Jahren zieht es viele Mehlschwalben unter das Dach der Firma Metallbau Bradler in der Max-Planck-Straße. Vierundzwanzig Nester kann man dort auf beiden Seiten des vierstöckigen Hauses unter dem Dachvorsprung zählen.
Es ist fast unglaublich, dass sich so viele Schwalben eingefunden haben und hier brüten. Noch ist es ziemlich still. Wenn aber erst die drei bis vier Jungen je Elternpaar geschlüpft sind, dann wird es richtig lebendig.
Gerhard Bradler freut sich über die vielen Glücksbringer, die jeden Sommer wieder kommen. „Erst waren es nur wenige Paare, die unter unserem Dach ihre Nester bauten“, erzählt Bradler. „ Aber im Laufe der Jahre wurden es immer mehr Mehlschwalben. Wir haben die Tiere in Ruhe gelassen und auch unsere Mieter sind mit den vielen Schwalben einverstanden und akzeptieren, dass sie einmal die Woche die Fensterbretter kehren müssen“. Der NABU Karben beglückwünschte die Familie Bradler zu ihren vielen Schwalben. Eine so große Kolonie ist heute sehr selten an einem einzelnen Gebäude anzutreffen.