Das Karbener Schwalbenhaus

Am 1. Mai 2017 fand auf dem Gelände des OGV Klein Karben die Einweihung des dort errichteten Schwalbenhauses statt.

Das Karbener Schwalbenhaus
Das Karbener Schwalbenhaus

Mit Drehorgelmusik von Arnold Faller ging es los, um die zahlreichen Besucher einzustimmen. Gegen die kühle Witterung half ein Glas Apfelsecco, zu dem der NABU alle Teilnehmer einlud.  Zu Beginn der Feier hat Prof. Roland Prinzinger in seiner launigen Art das Wort ergriffen:  "Der NABU Karben hat für die Schwalben ein komplett eigenes Hochhaus gebaut. Dieses hat 42 familienfreundliche Apartments für Pärchen, die im Schnitt 3-5 Kinder planen. Wir machen also sozialen Wohnungsbau. Die Apartments sind dabei nicht spartanisch ausgelegt, sondern liegen in luftiger Höhe, direkt am Ortsrand und erlauben einen tollen Blick auf die renaturierte Nidda. Zudem liegen sie mitten in einem sehr gepflegten "botanischen" Garten. Also eigentlich Luxuswohnungen. Wo gibt es das sonst noch? Von all dem kann unser Bürgermeister Rahn nur träumen ", der in der Nähe stand. Prinzinger habe ´mal nachgerechnet und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass, bezogen auf die Quadratmeter-Zahl der Wohnungen, diese Immobilie zu den besten gehört und zudem die höchste in ganz Karben geworden sei. Im Untergeschoss finden sich noch 3 großzügige Apartments für Nachtschwärmer. Sie sind für Fledermäuse gedacht, die gerne in Individuen-starken Kommunen schlafen.
In Karben gibt es zwei Schwalbenarten: die Rauchschwalbe und die Mehlschwalbe. Wie unterscheiden sich die beiden Arten voneinander? Die Antwort ist einfach: Rauchschwalben haben einen langen Schwanz und eine braune Kehle. Mehlschwalben, für die dieses Haus gedacht ist, eine weiße Kehle, einen  weißen Bürzel und einen kurzen Schwanz.
Prinzinger dankte dann den Karbner Firmen FASS-Baumarkt, Domotec Hoch-Tiefbau und Metallbau Bradler, ohne deren tatkräftige Unterstützung wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Das Grundstück stellte der OGV Klein Karben kostenlos zur Verfügung. Zusätzlich nannte Prinzinger die Gerty-Strohm-Stiftung, die es ermöglichte, dass der NABU Karben ohne Baukredit der Banken auskommen konnte.
Bürgermeister Rahn beglückwünschte den NABU zum Schwalbenhaus, und freute sich, dass das Haus ohne finanzielle Hilfe der Stadt errichtet wurde. Die Stadt sei ja im Übrigen mit der Renaturierung der Nidda sehr stark belastet. Die Worte des Bürgermeisters waren kaum verklungen, da zogen fünf Schwalben an dem Schwalbenhaus vorbei. "Das ist doch ein gutes Zeichen" meinte einer der Besucher.
Weitere Impressionen von Wilfried Kretzer:

Weitere Infos zum Schwalbenhaus:

Zur Funktion: für Mehlschwalben, eine Art, die an Hauswänden unter dem Dach ihre Nester baut; sie werden nicht mehr gerne gesehen, da sie Dreck (Kot und Baumaterial) „fallen“ lassen, dadurch ist ein dramatischer Rückgang in Siedlungen zu verszeichnen, bis zu 90 Prozent. In Karben ist die Zahl von rund 800 Paaren auf kaum mehr 300 zurückgegangen. Schwalben brüten  - wo es geht – gerne in Kolonien und nehmen ebenso gerne „Fertig“-Nester an und das bietet das Schwalbenhaus.
Die zweite Art, die bei uns vorkommt, ist die Rauchschwalbe. Siebrütet innerhalb von Gebäuden (z.B. Ställe), hat noch größere Nistprobleme.
Zum Standort: Das Schwalbenhaus steht am Siedlungsrand von Karben. In der Nähe bei der Firma Bradler, wo noch viele am Haus brüten! Wichtig ist auch die Nähe zur Nidda mit freiem Anflug und direkter Nahrungsgrundlage. Im Gelände des Obst- und Gartenbau-Vereins (OGV) gibt es keine Probleme mit Verschmutzung.
Zu Problemen (nicht nur) für die Schwalben: Neben Nistplatzmangel zählt auch der dramatische Rückgang der Insekten dazu. Früher waren Autos nach einer längeren Fahrt voll von toten Insekten. Heute kann man hunderte Kilometer fahren, ohne dass man verdreckte Scheiben und / oder Fahrzeugfronten hat!
Zur Biologie der Art: Die Schwalbe brütet in ganz Mitteleuropa und ist ein Zugvogel („Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“). Sie kehrt im Allgemeinen Anfang April aus den Wintergebieten (Afrika südlich der Sahara, wegen Klimaerwärmung neuerdings auch Südeuropa) zurück. Im Brutfolgejahr kommen nur rund 10 % der Jungschwalben zurück. 90 Prozent sind Verluste auf dem Zug, sowie Nahrungsmangel. Schwalben brüten in der Regel zweimal pro Jahr mit je 3-5 Jungen. Dazu „verbraucht“ ein Paar rund 25-30 kg Insekten, die im Flug gefangen werden. Für ein Gelege von 4-5 Jungschwalben benötigt die Mehlschwalbe ca. 25.000 Insekten pro Tag!